Seit 2005 liefert Roco eine herausragend detailliert Nachbildung der Einheitstenderlok der Baureihe 64 in vielen Varianten.

Roco 64 134 DB Ep. IIIa Kat.-Nr. 62208
Roco 64 134 DB Ep. IIIa Kat.-Nr. 62208

Auch zwei Digital-Startpackungen enthielten einzeln in dieser Variante nicht erhältliche Nachbildungen der DB und DR zu einem sehr, sehr günstigen Preis. Die Packungen in DB-Ausführung waren aber schnell abverkauft. Wer diese Packung gekauft hatte, handelte nicht nur sehr ökonomisch, sondern ersparte sich auch den Einbau eines Digitaldekoders, falls man mit dem ESU basic zufrieden ist. Zwar ist das Modell grundsätzlich mit NEM652-Schnittstelle ausgerüstet, aber der Einbau gelingt nur wirklich erfahrenen, ruhigen Bastlern.

Bitte unbedingt mit Baumwollhandschuhen arbeiten. Die Lackierung verzeiht keinen Fingerabdruck und keine Schweißperle!

  1. Zunächst sind die 4 Griffstangen am Führerstand abzunehmen. Es ist riskant, sie entsprechend der groben Anleitung nur oben auszuklipsen!
  2. Dann ist der Deckel des mittleren Doms vorsichtig von der Führerstandsseite her anzuheben und abzunehmen - eine sichtbare Trenn- und Greifstelle gibt es nicht. Ein Fingernagel ist das beste Werkzeug, alles andere macht Kratzer.
  3. Mit Gefühl ist der Kessel und das Oberteil des Führerstandes abzunehmen. Man beginnt am besten an der Rauchkammer und arbeitet sich nach hinten durch. Wenn Führerhaus und Kessel sich trennen, hat man verloren, denn der Zusammenbau der beiden Teile ist extrem mühselig. Also unbedingt langsam und vorsichtig vorgehen.
  4. Dann die zwei Schrauben der Motohalterung lösen und Motorblock abnehmen.
  5. Nun muss der Rest des schwarzen Aufbaus abgenommen werden: Durchatmen, die eine oder andere ZEN-Übung zur Berühigung der Nerven praktizieren und dann mit einem vorsichtigen, sehr kurzen Ruck am Kohlenaufbau hinten anheben. Wenn das klappt, kann man durch vorsichtiges Hantieren auch die Rastungen vorne am Wasserkasten beidseitig lösen. Zu sehen sind die 6 Rasten im montierten Zustand nicht. Die Anleitung zeigt ihre Lage und Art völlig falsch, die Nasen sind innen an der Aufbauwand etwa 1mm oberhalb der Unterkante des Aufbaues angebracht.
  6. Nun kann man den Boden (lackiertes Metallgussteil mit Bretterstruktur) nach oben herausziehen, den Schnittstellensteckerdumy entfernen und erkennt nun das Problem: kein handelsüblicher Dekoder mit Schnittstellenstecker passt, weil die Buchsen viel zu nahe an einem Metallbauteil liegen.

Schnittstelle Roco 64

Klasse, Roco, so baut man kundenfreundliche Lokomotiven! Selbst viele Händler winken ab, wenn man sie um Einbauservice bittet.

Ich habe den Stecker ausgelötet, gedreht und neu gelötet. Nun passt der Stecker. Das Einstecken ist auch nicht einfach, weil man keinen geeigneten Gegendruckpunkt findet. Die Lok muss aufs Gleis gestellt werden, um sie wieder zu montieren, denn nur die Räder können den Druck aufnehmen.

Der Dekoder wird im Kohlenkasten eingepasst und der Boden wieder eingesteckt. Er muss genau passen, da im hinteren Wasserkasten kein Spiel ist. Auch der Stecker mit Kabel darf nicht über die Bodenhöhe ragen.

Nun kann der untere Aufbau wieder aufgesteckt werden. Beim Einklipsen fliegt gerne schonmal eine der hinteren Laternenscheiben weg, also vorbereitet sein.

Der Aufbau muss auf den Zylindern und hinten auf den roten Werkzeugkisten perfekt aufsitzen.

Nun wird der Motor vom Gewicht abgeschraubt, den so montiert lässt er sich nicht sicher kontaktieren. Der Motor wird mit seien Kontaktfahnen zwischen die beiden Kupferblechstreifen gelegt und dann das Gewicht daraufgelegt und wieder angeschraubt.

Roco 64 fertig zur Probefahrt

Jetzt ist eine Probefahrt angesagt.

Ich habe den preiswerten Digitrax Dekoder DN135PS verbaut. Digitrax-Decoder haben in der Auslieferungskonfiguration keine Brems- und Beschleunigungsparameter gesetzt. Das hilft bei der Probefahrt, erfordert aber eine nachträgliche Konfiguration. Ich habe mich an die Digitrax-Empfehlung für Rangier-und Streckenbetrieb (mittlere Zeile "Road Switcher" nur teilweise gehalten, abweichend CV4=4 und CV5=154 gesetzt und den Rangiergang (CV54=1 für F6) aktiviert. Damit bin ich derzeit zufrieden.

Ist alles OK, kann der obere Teil aufgesetzt werden, beginnend an der Rauchkammer. Der Kohlenaufsatz passt nur sehr knapp zwischen die Fensterschirme, ein kräftiger Druck läst das Oberteil des Führerstandes einrasten. Der Sitz des Aufbaues sollte nun geprüft werden.

Die Griffstangen am Führerstand sind nicht alle gleich, es gibt rechte und linke Stangen. Der winzige Steg an den Halterungen soll jeweils vom Einstieg weg zeigen. Erst wird unten eingesteckt, dann in der Mitte und anschliessend die Stange oben hinter die Halterung gedrückt. Dann hält das perfekt.

Sind die vorderen Pufferbohlentritte noch da? Sie halten nicht dauerhaft ohne etwas Klebstoff...

Jetzt ist wieder eine Probefahrt fällig.

Nun kann der Bausatz durch Zurüsten zum Modell gemacht werden. Wichtigste Zurüstteile sind die Umlaufgriffstangen vorne mit ihrem charakteristischen Ring, die Lampenbügel und die roten Aufstiegstritte. Die Kolbenstangenschutzrohre können nicht für jede Anlage montiert werden, da sie in engeren Radien (unter 600mm) zu Entgleisungen führen. Die Griffstangen und die Führerstandauftritte passen in montiertem Zustand nicht mehr in den Original-Karton und werden beim Einpacken unweigerlich zerstört.

Doe ROCO 86 ist identisch konstruiert und wird genauso zerlegt und zusammengesetzt.


Ich übernehme keine Haftung meinerseits für irgendwelchen Folgen aus dieser Erfahrungsbeschreibung!

 

Text und Fotos: Will Berghoff © 2013/2020