PIKO lieferte die zweite Auflage der V200/220 der Deutschen Bundesbahn in H0 wiederum als "Expert"-Modell zu einem derzeit konkurrenzlosen Preis. Ab Juni 1015 ist zusätzlich eine späte Epoche IIIb-Variante in der F-Zug-Packung "F17/F18 Germania" als DB V200 036 verfügbar. Auch die stärkere Version V200.1 ist seit 2016 von PIKO in vergleichbarer Ausführung und gleicher Technik ausgeliefert.
Das Vorbild, einst Sinnbild für die moderne Nachkriegseisenbahn der Bundesrepublik und eine der wenigen erfolgreichen Diesellokomotiven mit diesel-hydraulischem Antrieb, war stets in den Programmen der Modellbahnhersteller zu finden. Politisch brisant war wohl in der DDR die Nachbildung der "kapitalistischen" Lok durch Gützold. In der Tradition dieses Modells muss man natürlich auch die aktuelle PIKO-Neuheit sehen.
Das aktuelle Modell von PIKO ist allerdings optisch und technisch vollkommen auf dem Stand, den man von einem guten Modell heute erwarten kann. Es konkurriert mit den Modellen von Roco (Erstlieferung 1985, 2002 überabeitet) und Märklin/Trix (nur ein Drehgestell angetrieben, Gerhäuse in Metallausführung) sowie mit dem zeitweilig verfügbaren Modell von ESU.
Dachte man bei der Ankündigung, dass es ein mutiger Schritt sei, denn wohl jeder Modellbahner der Ep. III und IV hat mindestens ein Modell dieser Bauart beschafft, so erstaunte der Verkaufserfolg selbst die erfahrensten Händler. Kurz nach dem Erscheinen war die erste Auflage komplett abverkauft. Dadurch ermutigt, legte PIKO nun im Herbst 2013 eine weitere Auflage auf, die kleine Änderungen gegenüber der Erstauflage aufweist. So ist nicht mehr ein zusätzliches Soundkit für die SUSI-Schnittstelle anzuschließen. Die Platine ist für PLuX22 ausgelegt. Ein spezielles ESU-Loksound-Kit wird angeboten. Der Lautsprecher sitzt nunmehr im Fahrzeugboden.
Den Einbau des Dekoders und die Änderungen an der Lichtschaltung habe ich hier beschrieben.
PIKO V 200 050: Das bisherige Sound-Fach und auch die SUSI-Schnittstelle sind aber noch vorhanden.
Die Fahreigenschaften sind recht gut. Der Antrieb läuft ruhig, bei meinem Modell allerdings "rückwärts" mit leichtem Schnarren, dem ich noch nicht auf die Spur gekommen bin. Die Höchstgeschwindigkeit ist atemberaubend, der Auslauf für manche Anlagen sicher schon zu lang. Die Lok fährt mit ESU-LokPilot V4.0 auch in langsamster Fahrt sehr zuverlässig, solange Gleis und Räder sauber sind. Und genau das ist die Baustelle an der Lok. Die Räder, vor allem die beiden mit Haftreifen ausgerüsteten Räder, sind vom Material wohl nicht glücklich gewählt. Die Lok tritt sozusagen als Selbstverschmutzer auf. Nach wenigen Runden auf dem Programmiergleis konnte die Lok nicht mehr an jeder Stelle anfahren. Ein Programmieren verbietet sich in dieser Situation völlig.
Ergänzung 9.6.15: Inzwischen habe ich den PIKO/ESU-Sounddekoder eingebaut. Die Lok läuft nun mit der Standard-Programmierung sehr zivil und deutlich langsamer, allerdings gibt es aufgrund der Stromabnahme-Problematik häufige Soundaussetzer. Ich habe deshalb neue Räder der Auflage 2014/15 bei PIKO gekauft (ET59700-42, je 2 Stück) und eingebaut, denn PIKO soll das Material für die Räder geändert haben. Das mag sein, denn seither sind keine Störungen in der Stromabnahme mehr aufgetreten und der Sound brüllt jetzt geradezu die Ohren schmerzend und ununterbrochen.
Die Beleuchtung ist zu hell, aber farblich gut getroffen. Durch Umlöten der Anschlüsse auf der Platine lässt sich eine gerennte Schaltung der Beleuchtung auch für Fremd-Dekoder erreichen. Serienmäßig ist automatischer rot/weiss-Lichtwechsel vorhanden. Der Sounddekoder von PIKO unterstützt die einseitige Beschaltung ohne Löten ab Werk.
Die Gravuren sind scharf, besser als auf der Roco-Lok der letzten Auflage (V200 052 aus 2011). Die Farben und Anschriften sind stimmig, auch am Rahmen mehrfarbig. Die Pufferbohle ist auch beschriftet. Die wenigen Zurüstteile (Griffe) sind jetzt anscheinend aus einem elastischeren Material und zudem mit Überschußteilen beigepackt. Ich hatte keine Montageprobleme.
Die diversen Klappen sind immer wieder Anlaß für Diskussionen, sicher kann man auch hier wieder "gefühlte" Abweichungen finden. Die Fenster sollen passender sein als beim Roco-Modell - das kann man glauben, beurteilen kann ich es nicht. Die Schräglage der Fenster macht jeden Vergleich mit dem Vorbild schwierig.
Einige Fotos sollen einen Vergleich ermöglichen, die nicht zugerüstete Lok ist die V200 052 von Roco.
Ich werde beide Modelle auch in Doppeltraktion einsetzen, die Unterschiede sind kaum wahrnehmbar und auch die Roco-Lok gehört in dieser Ausführung noch nicht zum "alten Eisen".
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