Auf kaum ein Modell habe ich mich so sehr und so lange gefreut - nur 49 Jahre...
1971 war ich dabei, als das Original an den FEK überging und habe anschließend bei der Aufarbeitung geholfen. Im November 2020 wurde von BRAWA endlich ein Modell ausgeliefert, dass dem Original entsprach.
Die Wagen des Luxuszuges "RHEINGOLD-Express" der DRB von 1928 wurden mit Kriegsbeginn 1939 aus dem Betrieb genommen. Nach Kriegsende wurden die verbliebenen, brauchbaren Wagen in den Zügen der Allierten eingestellt, die Wagen mit Küche von der MITROPA als Speisewagen in diesen Zügen bewirtschaftet.
1949 hat die neugegründete DSG 7 Wagen mit Küche und zwei küchenlose Wagen übernommen und zu 30- bzw. 36-plätzigen Speisewagen umgebaut. Die Aufarbeitung des 10 508 Kln erfolgte bei Talbot in Aachen im Rahmen des 2. Loses des Cilli-Programms 1950/1951
Dabei wurde auch die Fensterteilung erheblich verändert. Diese Änderung hat wegen des Zusatzaufwandes bisher kein Hersteller von Modellen der RHEINGOLD-Wagen nachvollzogen. BRAWA hat 2020 noch vor der Auslieferung des RHEINGOLD-EXPRESS diesen Speisewagen und die umgebauten reinen Sitzwagen der DB ausgeliefert.
Der damalige Umbau schuf zwei etwas unterschiedliche Speisewagen. BRAWA wählte den 30-plätzigen Speisewagen, wie er z. B. im F55/56 "Blauer Enzian" im sogenannten "Gegenzug" aus einer Mischung von Einzelwagen und Unikaten bis zum Sommer 1957 eingesetzt war. Zur Nachbildung des 36-plätzigen Wagens, wie er z. B. im Nord-Express lief, ist ein Umbau erforderlich.
Das Modell:
- Die Küchenfenster haben unten einen breiten, transparenten Steg. Bei den Görlitzer WR wäre dies das Blech des Aufbaus, da die Arbeitsplatte in der Kücher oberhalb der Fensterbrüstung liegt und die Küchenfenster deshalb oberhalb der Brüstungslinie beginnen. Der Bereich wäre also lackiert. Bei diesem Wagen jedoch liegen alle Fensterunterkanten auf gleicher Höhe. Somit ist der Steg ein kleines Ärgernis und kaum änderbar. Aber er verspricht vielleicht einen WR 1928 der ersten Görlitzer Ausführung als kommende Neuheit?
- Zudem waren das Büffet- und alle Küchenfenster damals aus Riffelglas, nicht ganz leicht nachzubilden.
- Der Fensterrahmen müsste metallisch blank sein, nicht rot.
- Die Anschrift "Hnbr" und "Kksbr" passen nicht zu den modernen Schlusslichthaltern, s. Anschrift des 1238 unten (4.1956). "Hnbr" habe ich selbst noch nie auf einem DSG-Wagen bemerkt.
- Bei dem angeschriebenen Untersuchungsdatum 1953 hätte der Wagen noch, wie oben auf dem Foto des 1238 zu sehen ist, die alte Wagennummer 10 508 Kln oben über dem Anschriftenspiegel zeigen müssen. Die buchmäßige Verwendung der DSG-Nummer erfolgte erst 1956, bis dahin waren diese Wagen nur von der DSG angemietet.
- Der Wagenkasten sitzt nicht ganz perfekt auf dem schwarzen Rahmen auf, vielleicht kann ich da noch nacharbeiten.
- Ein Montagefehler findet sich auf der gegenüberliegenden Seite. Die aus zu dünnem Draht nachgebildeten Handläufe sitzen deutlich schief. Man kann sie entfernen, der Wagen hatte zum Untersuchungsdatum 2/53 keine Handläufe innen an den Gangfenstern.
- Dafür hatte er noch Laufbretter einseitig neben den Wasserkastendeckeln und eine halbhohe Aufstiegsleiter mit hochliegenden OWALA-Haltern. Hier haben wir die modernisierte Lösung, wie sie nach 1955 umgebaut wurde, um die Personale vor der Oberleitung zu schützen.
1956 hatte der Wagen 1238 noch vollständige Aufstiegsleitern:
- Auch der Lüfter am Nicht-Küchenende ist zu modern für 1953. Da passt also das Untersuchungsdatum 2.2.1953 nicht ganz.
- Durch die Verlängerung des Speiseraumes um eine Fensterlänge müssen auf dem Dach 6 Doppelgruppen der Lüfter angebracht sein. BRAWA hat die letzte Reihe nicht nachgebildet.
Leider sind die Tische, wie bei allen mir bekannten Speisewagen-Modellen auch hier zu hoch montiert, sie müssten umgerechnet 15cm unterhalb der Fensterunterkante sein. Die Inneneinrichtung ist ähnlich primitiv einteilig wie bei LILIPUT vor der RHEINGOLD-Erstauflage in den 1970er-Jahren. Die BRAWA-Eilzugwagen haben da Erwartungen geschürt, die hier nicht erfüllt werden.
Anmerkung: Dirk Frielingsdorf hat mir den Hinweis gegeben, dass die Inneneinrichtung eventuell nicht eingeklipst ist. Nach dem Abnehmen des Daches kann man sie andrücken, dann sollte die Tischhöhe stimmen. Möglicherweise sitzt dann auch der Wagenkasten besser auf dem Rahmen.
- Zudem fehlen für den Einsatz nach 1955 die typischen Tischlampen. Ersatzweise kann man vorbildgerecht die Wolldeckenstreifen am Fenster innen montieren, dann sieht man diese Problemzone nicht mehr.
- Das Kellner-Office ist nicht dargestellt
- Die Küchen-Inneneinrichtung wurde wohl vom BR4ye-36/51 übernommen
- Die RIC-Tafel erscheint ein wenig zu voll, richtig wäre Gruppe C.
- Der Wagen hatte stets nur 30 Sitzplätze und keinesfalls 36, wie angeschrieben am Modell.
Das Wagengewicht war mit 51,3 t vermessen, nicht, wie angeschrieben 52,5 t. - Der Wagen verfügt korrekt über Drehgestelle der Bauart "Görlitz III schwer" - alle Wagen der "RHEINGOLD"-Bauart erhielten bereits Anfang der 30er Jahre diese moderneren Drehgestelle.
- Es sollten an jedem Drehgestell ein Generator vom Typ Dp 1 angebaut sein. Also fehlt ein Generator.
- Die Räder sind recht fein an der NEM-Untergrenze, aber aus rechtlichen Gründen fast blank - etwas Farbe hilft ab.
Das Dach des Wagens war aus Holz. Dieses Dächer erhielten bei der DSG keine elfenbeinfarbenen Dachanstriche. Allerdings verschmutzen beim Dampflok-Betrieb die Dächer so schnell, dass schon nach wenigen Wochen nur noch Ruß die Dachfarbe bestimmt.
Das Rot passt für das Untersuchungsdatum, das Gelb ist zu rötlich. Ich kann bei diesem Wagen (noch) nicht belegen, dass die DSG-Anschriften und Linien elfenbein waren.
Als Neuheit für 2021 kündigt BRAWA denselben Speisewagen in der Ausführung an, in der er zwischen 1966 und 1968 betrieben worden sein könnte. Mir fehlt da die genaue Dokumentation, aber es ist nicht unwahrscheinlich.
Inzwischen liegt mir auch dieses Modell vor: Kommentar zu BRAWA 46425 WR4üge DB 10 232 (1966)
Die Unterschiede zum 2020 erschienenen Modell des 1232 der DSG sind:
- Wagennummer 10232 der Deutschen Bundesbahn - das ist nur für diesen kurzen Zeitraum korrekt. Die Deutsche Bundesbahn hat zum 1.1.1966 die Speisewagen der DSG in ihren Bestand übernommen. Dafür wurde die Gruppe der 10000er Gesellschaftswagen "geräumt" in die 11000er Gruppe und die Speisewagen wurden durch Einfügen einer "0" nach der ersten "1" umgenummert und waren dann auch keine [P]-Wagen mehr. Das ist eine unauffällige, aber wichtige, wenn auch kurzlebige Änderung.
- Vor 1964 erhielten die Wagen Gummiwulstübergänge
- Die Lackierung und die Anschriften sind nun bordeaux/elfenbeinfarben. Dafür gibt es keinen passenden Zeitpunkt, aber für diesen Wagen stimmt dies perfekt. Die DSG hat seit 1949 Neufahrzeuge und auch Altbstände sicher nachweisbar sowohl in "MITROPA-gelb" als auch in elfenbein beschriftet. Wolfgang Diener(+) und mir ist es nicht gelungen, hier eine klare Regel als Grundlage zu finden.
- Farbe etwa Bordeauxrot - die Farbe ist nicht direkt mit einer der anderen Änderungen verbunden.
Für 2022 unter #46461 kündigt BRAWA den Wagen DSG 1230 als WR4üge an. So ist er für 1964 bei der DSG gelistet.
Vielleicht kommt ja das Modell in Ep. IIIa auch noch irgendwann...
Modell in Ep. IV
Frühere Anbieter eines DSG-Speisewagens aus der RHEINGOLD-Bauart in H0 waren:
- Liliput Wien (aus SB4ük) ohne Wagenkastenanpassung
- MÄRKLIN (aus SA4ük, Blechwagenkasten im Set 42281 Glückauf) ohne Wagenkastenanpassung
- Fulgurex (aus SA4ük) mit Wagenkastenanpassung, Metall-Handarbeitsmodell
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