Nach einer üblichen, langen Wartezeit lieferte Lemke im Rahmen des HOBBYTRAIN-Programmes den bei LS-Modelle gefertigten F-Zug "Merkur" aus, bestehend aus drei Neubau-Abteilwagen und einem Halbspeisewagen der 26,4m-Bauart, also DB Epoche IIIa.
Züge der Epoche IIIa für die damals noch junge Deutsche Bundesbahn sind selten im Angebot der Hersteller und stellen offenbar ein größeres Investitionsrisiko dar. Oft erhält man einfach umbeschriftete Modelle anderer Epochen. Nicht jedoch hier - die Unterschiede zum bereits vor vielen Jahren angebotenen F- Zug "Schwabenpfeil" der Epoche IIIb wurden hervorragend dargestellt und führten gar zur Fertigung vollkommen neuer Formen.
Anstelle der im Schwabenpfeil noch genutzten Formen des Alphtrains-Sitzwagens wurden für diese Ausgabe neue Formen erstellt, die nun den Habspeisewagen und die Sitzwagen auf dasselbe hohe Niveau bringen.
In der Packung enthalten sind:
Alle Wagen sind stahlblau lackiert und tragen als Aufdruck die beim Original als Aluminium-Zeichen aufgeschraubten DB-Initialen. Die Anschriften sind in den damals üblichen Farben gehalten, bis auf den BR4ümg korrekt und vollständig.
Der HOBBYTRAIN-BR4ümg weist eine vorbildlose Ausführung der DSG-Kennzeichen auf. Das Schild "SPEISERAUM" war auf ein altes, langes Zuglaufschild aufgemalt und ausschließlich rot/gelb ausgeführt. Das DSG-Wappen war ein Gelbguss-Schild und immer rot ausgelegt.
Die Sitzwagen weisen in der Wagenmitte 3 Abteile der alten 1. Klasse auf (grüne Polster), die weiteren Abteile sind mit den grau/braun gestreiften Polstern ausgestattet, wie sie schon die SVT der DRB aufwiesen. Die Sitze selbst sind die mit dieser Wagenbauart eingeführten "Wanisch"-Sitze von Bremshey, die weltweit Verbreitung fanden.Die zweireihigen Gepäckablagen sind nachgebildet, etwas grober als früher bei ADE. Die weißen, zu jeder Fahrt gewechselten Kopfstützenbezüge und Kissen sind nicht nachgebildet. Die Abteiltrennwände zum Gang sind gegenüber der ursprünglichen Alphatrain-Form ein klarer Rückschritt. Auch ein Erbe der Alphatrain-Vergangenheit sind die zu großen Abstände zwischen Einstieg und WC/Vorraum-Fenster, die der Anordnung der bei der OSE üblichen UIC-X-Wagen entsprechen, für die diese Form ursprünglich geschaffen wurde.
An den Einstiegen hat man die Abdeckklappen erhaben nachgebildet. Diese verdecken die "1", die nur im internationalen Zugverkehr angezeigt wurde. Die "2" ist allerdings ebenfalls nur aufgedruckt, im Original waren beide Ziffern aufgeschraubte Aluminium-Zeichen. Im F-Zug-Verkehr liefen diese Wagen als reine 2. Klasse-Wagen, ab Sommerfahrplan 1956 bekanntlich als 1. Klasse-Wagen (die 3. Klasse wurde dann in 2. Klasse umbenannt, die alte 1. Klasse tariflich europaweit abgeschafft). Nur die Bauarten 1953/54 und die F-Zug-Wagen aus Vorkriegsbauarten hatten diese "Klappen".
Alle Wagen haben geätzte Trittstufen, die Nachbildung unterscheidet sich bei Sitz- und Halbspeisewagen. Beim Vorbild waren sie identisch.
Zu den Bauart-Unterschieden der Neubauwagen habe ich hier für die Modelle einiges zusammengetragen. Die Geschichte des Vorbildes ist vielfältiger, als man annehmen sollte. Zusamen mit etlichen Wagenfreunden hatte ich vor Jahren diese Unterschiede zusammengetragen und die Firme Lemke sowie die Formenbauer und Zeichner haben sich da ebenfalls gründlich mit befasst. Im Ergebnis haben wir also ein dem anspruchsvollen Verkaufspreis absolut angemessen nachgebildetes Modell.
Ein Schatten fiel jedoch auf das Set: Die Montagequalität war nicht durchgängig. Meine erste Packung hatte Mängel bei der Dachmontage, einen vermeintlichen(!) Lackierungsfehler und ein Wagen lief schlecht. Die zweite Packung war einwandfrei. Abgebildet sind die Modelle aus der ersten Packung mit ihren Mängeln.
Hier fällt auf, dass die nun verwendeten Gummiwulste eine sehr porige Oberfläche haben, eventuell gedruckt sind. Zudem sitzen sie deutlich zu hoch am Fahrzeug, was im gemischten Zugverband auch mit wieteren Hobbytrain-m-Wagen auffällt.
Die bei dieser Serie dargestellten Seile im Übergang, die im gekuppelten Zustand insbesondere in Verbindung mit einem Faltebalgübergang einen Handlauf bildeten, wurde hier meines Wissens erstmalig im Modell dargestellt.
Die Wagenköpfe entsprechen der ersten Bauart mit kleinen, hochliegenden intergrierten Zugschlussleuchten. Vergessen wurden leider die Abdeckungen für die Heizleitungen.
Die Räder sind auch innen profiliert, brüniert und mit niedrigen NEM-Spurkränzen ausgestattet.
Die Wagenkästen der Sitzwagen und des Halbspeisewagens sind offensichtlich nicht formgleich, die Gummiwülste nicht maßgleich.
Die "Klappen" über der damit abgedecktzen "1" bei den AB4ümg-53 wurden durch händisch aufgeklebte Plastikplättchen dargestellt.
Man sieht die gegenüber den 1953er Wagen abweichende Anschrift der Bremswerte und die noch leere RIC-Leiste. 1955 dürfte sie schon Einträge aufweisen, 1952/53 waren die Wagen noch nicht RIC-fähig.
Es fehlen an allen Wagen die für die Bauart typischen Nachbildungen der Regenrinnen auf den Fensterrahmen. Die Andeutung der Regenrinne an der Dachkante durch einen dunklen Farbstrich ist falsch, die Wagen wiesen keine Regenrinne am Dach auf.
Der helle Streifen oberhalb der Einstiegstür war für mich zunächst nicht erklärbar, er findet sich bei allen produzierten 11811. Eine Recherche ergab, das er korrekt ist und kein Lackierfehler. Tatsächlich waren einige frühe AB4ümg aus der Gastell-Lieferung mit einer blanken Regenrinne über den Einstiegstüren ausgestattet! Ein Foto kann dies belegen:
Der Wagen hinter der V200 008 zeigt die Regenrinne und Riemenlichtmaschine, alle Wagen tragen noch die aufgeschraubten Buchstaben "DB".
Die Wagen sind nicht betriebsverschmutzt. Wie das obige Bellingrodt-Foto zeigt, sollten sie, bedingt durch Dampf- und Diesel-Zugförderung, vollkommen verrußte Dächer aufweisen, um realistisch zu wirken. Fenster und Seitenwände wurden bei F-Zügen regelmäßig gepflegt, Dächer erst, als automatische Waschanlagen verfügbar waren.
Erstaunt hat mich, dass die beim "Schwabenpfeil" benutzte, identische Inneneinrichtung des Speiseraumes nun bei diesem Zug braune, nicht gedeckte Tische zeigt, während sie beim "Schwabenpfeil" noch weiß waren. Bei diesem Wagentyp ist es ausnahmsweise korrekt, dass keine Tischlampen sichtbar sind, den diese Wagen hatten die Lampen an der Seitenwand zwischen den Fenstern in Stehhöhe montiert. Eine Nachbildung durch SMD-LED erscheint mir leicht machbar und sinnvoll - wenn die Wände lichtdicht sind. Ansonsten entspricht der Halbspeisewagen diesmal der Serienausführung des DB-Vorbildes. Beim "Schwabenpfeil" hatte Lemke unglücklicherweise versucht, die Ausführung mit Luftheizung nachzubilden und sich stark an den in Passau erhaltenen Wagen angelehnt.
Die Verpackung macht einen "wertigen" Eindruck, allerdings ist es mir nicht gelungen, die Wagen nach der Entnahme wieder perfekt in die Packung einzulegen.