Der Güterwagen der Verbandsbauart nach dem preussischen Musterblatt A2 war einst der am meisten gebaute, gedeckte Güterwagen in Deutschland. Es wurden mehr als 120.000 Fahrzeuge in der Zeit von 1910 bis 1927 gebaut. Davon sind alleine bei der DB noch über 14.000 Wagen 1964 bis 1968 EDV-gerecht umgenummert und in Gklm191 umbezeichnet worden.

DB G10 Gklm Düren 1995
DB G10 Gklm Düren 1995

Dazu gab es erhebliche Exporte sowie einen großen Bestand an sehr bauähnlichen Wagen der einzelnen deutschen Eisenbahnen aus der Zeit vor der kriegsbedingten Vereinheitlichung. In zwei Kriegen wurde diese Wagen zudem europaweit verteilt und gerieten auch nach Vorderasien und Nordafrika. Ein Modell dieses Typ war also Pflicht für jeden Hersteller und fand sich auch stets in jedem Katalog. Heute ist das Angebot allerdings wieder sehr überschaubar.

G10 Modelle H0
G10 Modelle H0

Ich betrachte hier nicht die  älteren Modelle, die meist nicht sehr nahe am Vorbild gestaltet waren oder aus besonders einfacher Fertigung stammen oder im Maßstab zu deutlich abwichen (TRIX 1:90, FLEISCHMANN 1:82, Weissblechmodelle div. Hersteller).

Zunächst wurden die gedeckten Güterwagen der Verbandsbauart als handgebremste Wagen mit hochliegendem Bremserhaus der Verbandsbauart oder als ungebremste Wagen beschafft. Zügig stellte man allerdings Güterzüge auf durchgehende Luftbremsen um und so dürften die meisten Wagen mit Luftbremse ausgestattet sein. Die ungebremsten Wagen erhielten Bremsleitungen ("Leitungswagen").

DRB und DB haben die Wagen bei Aufarbeitungen häufig verändert. So hat die DB alle U-Profil-Kopfstreben um 90° gedreht. Wichtig ist, dass Wagen mit "oo" als Zusatzanschrift unter dem Gattungszeichen durch eine Art Kalfatern besonders abgedichtet sind. Nur diese wagen sind zum Transport von Wetter- und Nässe-empfindlichen Ladungen geeignet.

Sehr geschätzt wurden früher zu öffnende Schiebetüren. Alle Modelle außer PIKO, ROCO(alt) und den FLEISCHMANN-Thermoschutzwagen weisen feine, bewegliche Schiebetüren auf.

PIKO (DDR) G02, überarbeitet
PIKO (DDR) G02, überarbeitet. Dieser Wagen ist kein G10!
  PIKO lieferte bereits 1964 in einer für 2,95 DM teuren Einzel- und 49,00 DM teuren Zugpackung einfache, Güterwagen. In der Packung mit der 55/G8 befand sich auch das hier abgebildete, von mir vor 30 Jahren "verbesserte" Modell auf Basis des G02. Wichtigste Änderung war das Lackieren, Beschriften, detaillieren mit selbst hergestellten Handgriffen, M&F-Signalstützen und Günther-Puffern sowie Tausch der furchtbaren Radsätze gegen FLEISCHMANN-Radsätze. Eine KK-Kulisse wurde später nachgerüstet. Aus den Wagen entsanden auch weitere Varianten wie ein Gl. Formtechnisch kann sich der Wagenkasten heute noch sehen lassen! Der DMV hatte damals großen Einfluß auf den Hersteller.
FLEISCHMANN G10 für Kranzug DB
FLEISCHMANN G10 für Kranzug DB
 

Fleischmann erstetzte in den 80ern seinen groben G10 gegen ein Nachfolgemodell, dass es traditionell auch als Vorsichtswagen für den Eisenbahndrehkran gab. Der Rahmen ist zu hoch, der Wagenkasten zu niedrig, die Details sing grob angespritzt.
weitere FOTOS

MOBADATEN zum Modell

2013 wurde ein Modell aus überarbeiteten Formen geliefert, dass aber kaum noch an den Markt fand.

Auch FLEISCHMANN liefert einen G02, der sehr fein und maßstäblich ist. Ein Modell liegt mir nicht vor.

MÄRKLIN G10 (Sonderserie Mühle)
MÄRKLIN G10 (Sonderserie Mühle)
  MÄRKLIN bietet ein recht ansprechendes Modell in vielen Varianten ond Sonderserien an. Es ist einfach gestaltet, aber maßstäblich.
ROCO G10 Ep. IIc/IIIa
ROCO G10 Ep. IIc/IIIa
Roco Einfachserie und aktuelles Modell
Roco Einfachserie (verbessert) und aktuelles Modell
Roco G10 aktuelles Modell, Varianten
Roco G10 aktuelles Modell, weitere Varianten
  Roco lieferte vor einigen Jahren ein hochdetailliertes, meisterhaft fein graviertes Modell mit einem fast maßstäblichen Fahrwerk in vielen Varianten aus. Es wurde leider kein Erfolg, denn der Wagenkasten war um eine Bretterlage zu hoch und damit gut erkennbar unproportional. Es wurde teilweise für 8€ abverkauft. Wer schnell reagietre, hat heute preiswert erstklassige Fahrwerke und Detaillierungsteile. Der Wagen ohne Bremserhaus hat bei ROCO generell einen Wagenkasten und Handgriffe eines Wagens mit Bremserhaus, ohne Kopftritte.

ROCO lieferte bereits 1964 in einer für 4,95 DM teuren 4er-Packung einfache, unlackierte und unbeschriftete DB-Güterwagen. in dieser Packung befand sich auch das hier abgebildete, von mir vor 30 Jahren "verbesserte" Modell. Wichtigste Änderung war das Abschaben der nach österreichischem Vorbild angeordneten Zugstreben, Aufbringen korrekter Zugstreben in den Kopf-Segmenten, Lackierung und Beschriftung, Anbau selbst gefertigter Griffstangen, sowie M&F-Signalhalter und gute Radsätze sowie KK-Kulissen. Spätere Auflagen hatten ein fahrwerk mit KK-Kulisse.
BRAWA G10
BRAWA G10
BRAWA G10 Bremsanlage
BRAWA G10 Bremse (links Knorr, rechts Westinghouse der ersten BRAWA-Lieferung)
  BRAWA liefert seit 2012 als damals erstem Wagenmodell einen sehr detaillierten G10 in inzwischen vielen Varianten. Leider ist das Modell mit kurzem Fahrwerk ohne Bremssteller und in der ersten Auflage auch mit falscher Bremse ausgeliefert worden. Die handgebremsten Wagen mit langem Fahrwerk weisen diese Fehler nicht auf.

Weitere Modelle:

RÖWA (1970)
RÖWA Gklm191 (1970)
 

Willy Ade hatte 1967 für TRIX das Modell eines Gr20 entwickelt, das die Modelle der Wettbewerber vollkommen in den Schatten stelle:

TRIX/RÖWA Gr20 (1967)

Aus diesen Formen lieferte er nach der Trennung von TRIX unter dem neuen Markennamen RÖWA einen G10-ähnlichen Wagen, der aber mehr die Merkmale der Austauschbauart trägt. Er wies papierdünne, bewegliche Schiebetüren auf. Die Hauptabmessung sind mäßstäblich.

TRIX (bayerisches Vorbild, Ep. I)
TRIX (bayerisches Vorbild, Ep. I)
  TRIX lieferte in den späten 80ern Modelle der bayerischen Bauart, die, wie auch das PIKO-Modell, noch nicht der Verbandsbauart entsprachen. In dieser Phase der Unternehmensgeschichte entstanden bemerkenswerte Modelle. Die Bilder sprechen für sich. Hier ein Ep. I-Modell. Es wurden auch Ep. II-Modelle geliefert, später auch mit KK-Kulisse und auch für MÄRKLIN.
FLEISCHMANN Thermoschutzwagen, ungebremst
FLEISCHMANN Thermoschutzwagen, ungebremst
  In einer Sonderserie des Handels,  jedoch nicht als Katalog-Modell, lieferte FLEISCHMANN den Thermoschutzwagen in etlichen Varianten mit einem Aufbau aus einer neu konstruierten Form und korrekten Proportionen.
Auch Märklin und TRIX haben den Thermoschutzwagen auf G10-Basis im Angebot.

Wagen mit Handbremse und Bremserstand:

TRIX, bayerische Bauart, Handbremse, Ep. I
TRIX, bayerische Bauart, Handbremse, Ep. I
  TRIX lieferte in den späten 80ern Modelle der bayerischen Bauart, die, wie auch das PIKO-Modell, noch nicht der Verbandsbauart entsprachen. In dieser Phase der Unternehmensgeschichte entstanden bemerkenswerte Modelle. Die Bilder sprechen für sich. 
FLEISCHMANN 535802 G10 mit Bremserhaus DB IIIFLEISCHMANN 535802 G10 mit Bremserhaus DB III
Bildlink: Mobadaten.info, Foto: Fleischmann
  FLEISCHMANN lieferte 2013 als Neuheit ein überarbeitetes Modell
MÄRKLIN G10, hand- und luftgebremst, hochliegendes, normales Bremserhaus
MÄRKLIN G10, hand- und luftgebremst, hochliegendes, normales Bremserhaus
  MÄRKLIN bietet ein recht ansprechendes Modell in vielen Varianten ond Sonderserien an. Es ist einfach gestaltet, aber maßstäblich. Leider ist das Bremserhaus nicht dem Standard des Wagens entsprechend, sondern sehr primitiv und in der Form auch noch negativ (Stege statt Ritzen).
BRAWA G10, verkürztes Bremserhaus, Hand- und Luftbremse
BRAWA G10, verkürztes Bremserhaus, Hand- und Luftbremse
  BRAWA liefert den G10 mit großem und mit verkürztem Bremserhaus. Schon die DRB verkürzte die im Zugverkehr ohnehin nicht mehr besetzten Bremserhäuser, um Dichtigkeitsprobleme im Übergang zum Wagendach zu vermeiden.

Wagen mit abgebautem Bremserhaus:

MÄRKLIN G10, Bremserhaus abgebaut, ohne Handbremse
MÄRKLIN G10, Bremserhaus abgebaut, ohne Handbremse
  MÄRKLIN bietet ein recht ansprechendes Modell in vielen Varianten ond Sonderserien an. Es ist einfach gestaltet, aber maßstäblich. In dieser Ausführung ist es das einzige im Handel erhältliche Modell eines G10 mit abgebautem Bremserhaus und abgebauter Handbremse.
BRAWA G10, Bremserhaus und Handbremse vom Bastler entfernt
BRAWA G10, Bremserhaus und Handbremse vom Bastler entfernt
  BRAWA liefert den G10 mit großem und mit verkürztem Bremserhaus, leider nicht mit abgebautem Bremserhaus ohne Handbremse, wie die DB in den 50ern etliche Wagen zurückbaute, ohne das Fahrwerk zu kürzen. Ich baue derzeit aus einem sehr preisgünstig erstandenen ÖBB-Modell einen solchen Wagen um.
FLEISCHMANN Thermoschutzwagen, handgebremst, ohne Bremserhaus
FLEISCHMANN Thermoschutzwagen, handgebremst, ohne Bremserhaus
  In einer Sonderserie des Handels,  jedoch nicht als Katalog-Modell, lieferte FLEISCHMANN den Thermoschutzwagen in etlichen Varianten mit einem Aufbau aus einer neu konstruierten Form und korrekten Proportionen.
Gestaltung der Wagenköpfe: BRAWA (links) und Roco (2x) G10 Deutsche Bundesbahn Ep. III
Gestaltung der Wagenköpfe: BRAWA (links) und Roco (2x) G10 Deutsche Bundesbahn Ep. III
DB G 10 Düren 1995
DB G 10 Düren 1995

Für das BRAWA-Modell gibt es etliche, empfehlenswerte Zurüstteile bei www.wagenwerk.de, die das Modell auf den Stand neurer BRAWA-Konstrukte bringen.

Einen Messingbausatz in überaus anspruchsvoller Ausführung kann man bei Paul Petau ggf. noch erhalten - er eignet sich aber nur für sehr erfahrene Messingbausatz-Bauer!

Bauvorschläge, Berichte und Meinungen zu den G10-Modellen:

Modellbahnfrokler: Umbauvorschlag Roco G10 (2005)

Modellbahnfrokler: Umbauvorschlag MÄRKLIN G10

Modellbahnfrokler: Meinung zu den G10

 

 

Text und alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt © Will Berghoff 2018
Soweit im Text Markennamen genannt werden, geschieht das zur Klarstellung der Produktidentifikation. Es werden ausdrücklich keine Rechte an diesen geschützten Marken beansprucht.